„Dein Kassenbon ist ein Stimmzettel“ – Mit unseren Kaufentscheidungen und unserer Lebensweise bestimmen wir immer wieder, wie die Welt um uns herum aussehen soll. Nachhaltig zu konsumieren bedeutet, bewusster und gelegentlich auch weniger zu kaufen. Wichtig ist außerdem der Blick auf die soziale und ökologische Seite der Produkte.
Wir beantworten in diesem Blogbeitrag 11 wichtige W-Fragen zum Thema Nachhaltigkeit, die wir uns im Alltag stellen sollten. Denn um bewusst und nachhaltig zu leben, sollten wir lernen auch die „gewöhnlichen“ Dinge zu hinterfragen und einen kritischen Blick auf die Welt zu werfen. Unsere Nachhaltigkeitsfragen sollen idealerweise kritisches Denken fördern und euch dazu anregen, Antworten auf grundlegende Fragen selbständig zu finden und eigene Meinungen zu begründen.
1. Wie und wo kann ich mit meinem alltäglichen Konsum den größten Unterschied machen?
Es sind weniger die kleinen Dinge, wie beispielsweise Onlineshopping abzuschwören als vielmehr die großen Verzichte, die wirklich einen Unterschied machen – z.B. sich rein pflanzlich zu ernähren (jeder Veganer spart jährlich zwei Tonnen an Treibhausgasen ein [7]), nicht zu fliegen, kein Auto zu besitzen und nicht so viele Kinder zu bekommen. So hat jedenfalls US-Autor Jonathan Safran Foer die größten Einsparungsmöglichkeiten definiert. [1]
Wo ihr mit gutem Gewissen online shoppen könnt, haben wir euch im Blogbeitrag Nachhaltig shoppen: das sind die besten grünen Onlineshops vorgestellt.
Darüber hinaus solltet ihr unbedingt Foodwaste vermeiden. In unserem Blogbeitrag Foodwaste – So viel landet im Müll erfahrt ihr, wie ihr der Lebensmittelverschwendung entgegentreten könnt. In der nächsten Frage (Frage 2) gehen wir auch noch mal darauf ein.
Generell solltet ihr nur kaufen, was ihr auch wirklich braucht – weniger ist manchmal eben mehr! Bevor ihr ein Produkt neu kauft, solltet ihr euch überlegen, ob es nicht auch eine umweltfreundlichere Alternative gibt, wie z.B. Reparieren, Leihen, Mieten, Tauschen oder Secondhand. Wenn ihr an einem Neukauf nicht herum kommt, könnt ihr euch an zahlreichen nachhaltigen Gütesiegeln orientieren, um „gute“ von „schlechten“ Produkten besser zu unterscheiden. Wir haben euch die wichtigsten Siegel in unserem Blog präsentiert.
2. Wie schaffe ich es, Foodwaste zu minimieren?
Foodwaste verursacht viel Umweltbelastung – am Anfang der Produktionskette, in der Landwirtschaft und bei der Verarbeitung. Insbesondere aber in den Haushalten und in der Gastronomie, weil die Produkte mehrfach bearbeitet und transportiert wurden, bevor sie im Abfall landen. Daher einige Tipps:
3. Welches Nahrungsmittel hat den höchsten „virtuellen“ Wasserverbrauch (Menge an sauberem Frischwasser, die zur Herstellung eines Produktes verbraucht wird, verdunstet oder verschmutzt wird)?
Mehr als 4.000 Liter Wasser pro Person und Tag sind erforderlich, um all die Waren zu produzieren, die wir täglich brauchen – vom Auto bis zur Tasse Kaffee. Dabei wird Wasser, das zum Beispiel zur Bewässerung von Kulturpflanzen oder zur Fütterung von Tieren eingesetzt wird, genauso angerechnet wie das Kühlwasser von eingesetzten Maschinen. [2]
Um 1 kg Kaffee zu erzeugen, braucht es beispielsweise 20.000 Liter Wasser. Ähnlich sieht es aus mit Kakao, wofür sogar 27.000 Liter Wasser aufgewendet werden. [3]
Auch die Fleischherstellung benötigt viel Wasser:
Dagegen ist die Tomate mit „nur“ 110 Litern Wasser pro Kilo, am sparsamsten. Die zehn Lebensmittel mit dem geringsten Wasserverbrauch sind allesamt Gemüse- und Obstsorten. Eine Einschränkung des Fleischkonsums reduziert den individuellen Wasser-Fußabdruck also drastisch: Bereits ein fleischfreier Tag pro Woche spart genug Wasser, um 1,5 Jahre täglich warm duschen zu können! [10]
4. Wie nachhaltig sind Fleischersatzprodukte?
Im Vergleich zu Fleisch sind Fleischersatzprodukte deutlich nachhaltiger. Das zeigt auch eine Studie des Schweizer Nachhaltigkeitsunternehmens ESU-Services. Die untersuchten Produkte (Beyond Burger, Planted Chicken, Vivera-Fishsticks und Délicorn-Cervelats) verursachen meist weit weniger Umweltbelastung pro Kilogramm als ihre konventionell produzierten Fleischgegenstücke. [1]
Vegane Fleisch-Patties wie der Beyond Burger sind besser für das Klima als Rindfleisch. Auch wenn das tiefgefrorene Fleischimitat per Schiff aus den USA nach Deutschland kommt, ist seine Klimabilanz besser als die der in Deutschland produzierten Fleischprodukte. Neben dem enorm hohen virtuellen Wasserverbrauch von Rindfleisch (mit etwa 15.490 Litern pro Kilo), scheiden Rinder beim Verdauen extrem viel klimaschädliches Methan aus. [8]
Aber auch bei den Fleischersatzprodukten gilt: Besser geht immer! Deswegen solltet ihr euch vor dem Kauf immer informieren: Die Fleischersatzprodukte sollten möglichst vegan sein, da auch Milchprodukte eine hohe Umweltbelastung haben. Die Zutaten sollten umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellt worden sein und die verwendete Soja sollte aus Europa stammen. [1]
5. Wieviel Prozent meines klimaverträglichen Jahresbudgets an CO2-Emissionen verbrauche ich durch einen Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Mallorca?
Um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung von 2 Grad zu erreichen, verbleibt bis 2050 ein globales Emissionsbudget von ca. 750 Milliarden Tonnen CO2. Bei einer angenommenen mittleren Weltbevölkerung von 8,2 Milliarden Personen im Zeitraum 2010 bis 2050 bedeutet dies, dass jedem Menschen auf dieser Erde ein klimaverträglicher Ausstoß von im Durchschnitt jährlich rund 2,3 Tonnen CO2 zusteht. Ein Flug von Frankfurt nach Mallorca und zurück verbraucht davon schon 623 kg (vgl. ein Jahr Autofahren, Mittelklassewagen, 12.000 km, verbraucht nochmal 2000 kg). Flugreisen sind also extrem klimaschädigend. [4]
6. Was bringt es wirklich, Flüge zu kompensieren?
Um die angerichteten Schäden des Flugverkehrs irgendwie abzufedern, sind in den letzten Jahren Klimakompensationsprojekte entstanden. Organisationen wie z.B. Atmosfair bieten an, Treibhausgasemissionen von Flugreisen zu kompensieren, indem sie Klimaschutzprojekte unterstützen, durch welche alternative Energien gefördert werden, sowie Maßnahmen, um mehr CO2 zu binden. Wichtig ist allerdings zu wissen, dass ausschließlich CO2 kompensiert wird. Flugzeuge stoßen aber auch andere problematische Stoffe aus, die in der Höhe noch bedeutend stärker wirken als am Boden. Auch wenn sich die Umweltwirkung vom Fliegen nicht wirklich aufwiegen lässt, schaffen Klimakompensationsprojekte wenigstens ein Bewusstsein dafür, dass umweltschädliches Verhalten kostet und sind definitiv empfehlenswert. [1] Trotzdem ist es das Beste erst gar nicht in den Flieger zu steigen, sofern es nicht zwingend notwendig ist.
7. Wie viele Tonnen CO2 haben die Menschen bereits seit Beginn der Industrialisierung, also seit 1750, ausgestoßen?
Der Mensch hat seit 1750 durch das Verbrennen fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle, aber auch durch Waldzerstörung und andere Formen der Landnutzung sowie Industrieprozesse bereits 2.000.000.000.000 Tonnen CO2 ausgestoßen! In Gigatonnen (Gt) ausgedruckt sind das 2.000 Gt. Wissenschaftler:innen haben klar aufgezeigt, dass die Menschheit insgesamt nicht mehr als 3.800 Gt CO2 ausstoßen darf, wenn sie das Zwei-Grad-Limit einhalten möchte, das nötig ist, um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Da bereits 2.000 Gt ausgestoßen wurden, bleibt der Menschheit nur noch ein kleines „Restbudget“ in Hohe von 1.800 Gt CO2. [5]
8. Welche drastischen Auswirkungen hat das klimaschädliche Treibhausgas CO2 auf die Ozeane und Meere?
Je höher die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist, desto mehr CO2 nimmt das Wasser aus der Luft auf. Das CO2 löst sich im Wasser und bildet Kohlensäure, die den pH-Wert der Meere herabsetzt. Dieser Prozess wird als Ozeanversauerung bezeichnet. Sie ist hauptsachlich dafür verantwortlich, dass zahlreiche marine Ökosysteme und somit auch die Lebensgrundlage vieler Menschen bedroht sind. Zwischen 1750 und 2011 haben die Ozeane bereits etwa 30 Prozent der menschengemachten CO2-Emissionen aufgenommen.
Die heutige CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist verglichen mit der von 1750 um 40 Prozent gestiegen. Weil viele fossile Energieträger wie Kohle, Gas und Öl verbrannt werden, steigen die CO2-Emissionen weiter an und auch die Ozeane nehmen dadurch mehr CO2 auf. Korallen sind besonders durch die Versauerung der Meere gefährdet, da sie hauptsächlich aus Kalk bestehen und das saure Wasser diesen Kalk einfach auflöst. Wenn der Bestand an Korallen zurückgeht, sind auch ihre Bewohner, eine Vielzahl von Fischarten und anderer Lebewesen, in ihrer Existenz bedroht. [5]
9. Was ist aus ökologischer Sicht das größte Problem von Handys?
Handys enthalten seltene, wertvolle Metalle. Weil so viele Handys verkauft werden, braucht man zur Herstellung immer mehr dieser Metalle, deren Abbau ökologisch schädlich ist und meist unter schweren Menschenrechtsverletzungen geschieht. Denn um die Metalle zu gewinnen, müssen viele Arbeiter:innen, darunter auch Kinder, in den Minen hart und oft ohne Sicherheitsschutz arbeiten. Ein weiteres Problem sind die wachsenden Elektroschrottberge. Ein nicht unerheblicher Teil der ausrangierten Geräte aus den Industrieländern wird illegal in Entwicklungsländer verschifft. Daher ist es wichtig, Handys möglichst lange zu gebrauchen, reparieren zu lassen und sachgerecht zu entsorgen, z.B. in einer Sammelbox. [6]
10. Wie viel Liter Wasser wird für die Produktion einer Jeans verbraucht?
Die Herstellung von Kleidung aus Baumwolle schlägt mit weltweit durchschnittlich 11.000 Liter pro Kilo an virtuellem Wasser zu Buche. Bei einer Jeans mit ca. 800 Gramm Gewicht macht das in etwa 8.000 Liter aus. 85 Prozent der Wassermenge ist für die Herstellung der Baumwolle erforderlich und davon weit mehr als die Hälfte für die Bewässerung der Felder. Die restlichen 15 Prozent sind für alle weiteren Verarbeitungsschritte notwendig. Die Baumwollproduktion benötigt weltweit 50 Milliarden Kubikmeter virtuellen Wassers und damit 3,5 Prozent der gesamten für Feldfrüchte benötigten Menge. [5]
11. Wieviel Gramm Mikroplastik nehmen wir jede Woche zu uns?
Plastik verunreinigt die Luft, die wir atmen, das Wasser, das wir trinken und die Lebensmittel, die wir verzehren. Laut einer Studie der University of Newcastle, Australien, nimmt ein Mensch im globalen Durchschnitt bis zu fünf Gramm Plastik pro Woche auf. Das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte.
Die größte Quelle für die Plastikaufnahme ist Trinkwasser, wobei Plastik weltweit in Wasser (Grundwasser, Oberflächenwasser, Leitungswasser und abgefülltes Wasser) gefunden wurde. Es gibt allerdings große regionale Unterschiede: In den USA oder Indien seien doppelt so hohe Belastungen gemessen worden, wie in Europa oder Indonesien.
Ein Durchschnittswert für Deutschland lässt sich laut Heike Vesper (Leiterin Meeresschutz des WWF Deutschland) nicht ableiten. „Wieviel Mikroplastik jemand aufnimmt ist abhängig vom Wohnort, den Lebensbedingungen und der Ernährungsweise.“ [9]
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