Im Handel ist eine große Auswahl an „angeblich“ natürlicher Kosmetik erhältlich. Mit dem Terminus Naturkosmetik bezeichnen Kosmetikfirmen ihre Produkte, die nur natürliche, umwelt- und gesundheitsschonende Inhaltsstoffe enthalten sollen. Doch sind diese Produkte auch ökologisch?
Anders als beim Begriff Bio ist nämlich gesetzlich nicht festgelegt, was Naturkosmetik ist. Das heißt der Begriff ist in Deutschland rechtlich gar nicht geschützt. Auch wenn die Verpackung von außen den Eindruck erweckt, als wäre das Produkt besonders natürlich (weil z.B. viele grüne Pflanzen darauf bedruckt sind), können die Inhaltsstoffe alles andere als Bio sein.
Damit du „echte“ Naturkosmetik schneller erkennst, ist es ratsam sich an speziellen Naturkosmetiksiegeln zu orientieren. Wir stellen dir im Folgenden die wichtigsten und vertrauenswürdigsten Siegel vor.
Die gängigen Siegel für zertifizierte Naturkosmetik haben einige wesentliche Kriterien gemeinsam1:
Das BDIH-Prüfzeichen für kontrollierte Naturkosmetik basiert auf ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Aspekten. Die Kriterien reichen über das gesetzlich Vorgeschriebene hinaus und berücksichtigen die eingesetzten Rohstoffe, den Herstellungsprozess und die Endprodukte.
Auf Initiative von Naturkosmetik-Herstellern wurde das Siegel im Februar 2001 eingeführt und wird vom Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) vergeben. Das Prüfzeichen garantiert, dass zur Herstellung der zertifizierten Produkte ausschließlich Rohstoffe eingesetzt werden, die den strengen Vorgaben, dem sogenannten „BDIH Standard“ 3, entsprechen. Unabhängige Kontrollinstitute prüfen die angemeldeten Naturkosmetikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe und Zusammensetzung.2
Das BDIH-Siegel ist weit verbreitet. Man findet zertifizierte Produkte in Drogeriemärkten, in vielen Supermärkten, in Biomärkten und Reformhäusern. Marken: z.B. Logona, Sante, Alviana, Benecos, Taoasis, Speick, uvm.4
Natrue ist eine internationale Non-Profit-Organisation, welche seit 2008 Kosmetikprodukte unter dem Gesichtspunkt der biologisch natürlichen Inhaltsstoffe zertifiziert. Zurzeit sind weltweit rund 6.500 Produkte Natrue-zertifiziert.
Gegründet wurde Natrue 2007 von den deutschen Naturkosmetik-Unternehmen Dr. Hauschka (ehemals Wala), Lavera (ehemals Laverana), Weleda, Primavera und dalli-group (ehemals CEP).
Gründungsmitglieder und Pioniere von Natrue
Natrue setzt sich dafür ein, dass Naturkosmetik ein gesetzlich definierter Standard wird. Es gilt als noch etwas strenger bei Naturkosmetik als das Siegel des BDIH. Die transparenten Kontrollen und hohen Standards des Natrue machen das Label zu einem vertrauenswürdigen und empfehlenswerten Siegel für Natur- und Biokosmetik.5
Das Natrue-Siegel gibt es in drei Abstufungen:
Das Natrue-Siegel ist weit verbreitet. Man findet zertifizierte Produkte in Drogeriemärkten, in vielen Supermärkten, in Biomärkten und Reformhäusern. Die Produkte der Naturkosmetik-Eigenmarken der Drogerieketten, Alverde (dm), Alterra (Rossmann), Terra Naturi (Müller). Ansonsten: Dr. Hauschka, Weleda, Lavera, Primavera, Dr. Bronner’s, Fair Squared, Logona, Sante, Santaverde.1
Das Siegel von Ecocert ist in Deutschland zwar seltener, aber es gehört ebenfalls zu den vertrauenswürdigen. Der französische Zertifizierungsverband für ökologische Produkte wurde 1991 gegründet und hat 2002 einen Standard für Kosmetik entwickelt. Neben Bio- und Naturkosmetik zertifiziert Ecocert auch ökologische Reinigungsprodukte.6
Ecocert unterscheidet Biokosmetik und Naturkosmetik:
Das Ecocert-Siegel ist in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Marken: z.B. Produkte von Eubiona, Eco Cosmetics, Alva und Love Me Green.
Die Soil Association wurde 1946 in Großbritannien gegründet und verfügt über das Organic Standard-Siegel. Dieses Siegel ist eines der meist verbreiteten Bio-Siegel im Vereinigten Königreich (UK). Die Richtlinien des Soil Association Siegels orientieren sich stark an denen der EU für Bio-Produkte und sind teils sogar strenger angesetzt.7
Mehr Infos zum Standard findest du hier.
Cosmebio ist ein Verband der Kosmetikindustrie, der 2002 gegründet wurde, um eine gemeinsame Charta für Naturkosmetik zu erarbeiten. Der Verband hat über 200 Mitglieder weltweit und arbeitet mit Unternehmen u.a. in Europa, Japan und den USA zusammen.
Das Cosmebio-Siegel bescheinigt eine Natur- und Biokosmetik, die die Kriterien für ökologische Herstellung und Verbraucherschutz erfüllt. Um Produkte mit diesem Bio-Siegel kennzeichnen zu dürfen, müssen sie den strengen Cosmebio-Regularien für ökologische und biologische Kosmetik folgen, die vom französischen Ministerium für Industrie und Handel anerkannt wurden. Es erfolgen strenge Kontrollen.8
Mehr Infos zum Siegel gibt es hier.
Die europäischen Naturkosmetiksiegel BDIH (Deutschland), Ecocert (Frankreich), Cosmebio (Frankreich), ICEA (Italien) und Soil Association (UK) haben den gemeinsamen internationalen Naturkosmetikstandard Cosmos entwickelt, um für Natur- und Biokosmetik international vereinheitlichte Kriterien und ein einheitliches Zertifizierungsverfahren zu schaffen.
So findet man seit Januar 2017 auf neuen Naturkosmetikprodukten zusätzlich zu den oben genannten Siegeln die Bezeichnung Cosmos Natural für Naturkosmetik oder Cosmos Organic für Naturkosmetik in Bioqualität. Das bedeutet: Neu entwickelte Produkte bekommen heute ausschließlich die Cosmos-Zertifizierung der jeweiligen Mitgliedsorganisation. Das Siegel zeigt weiterhin die bekannten Prüfzeichen von BDIH, Ecocert und Co., jedoch ergänzt um den Cosmos-Zusatz1:
(Grafik entnommen von: https://www.miss.at/guetesiegel-naturkosmetik-welchen-labels-kann-man-trauen/)
Wird immer häufiger; in vielen Drogerien, Supermärkten, Biomärkten. Marken: z.B. Apeiron, Ayluna, Benecos, Bioturm, i+m Naturkosmetik, Speick.
Das NCS-Siegel für Naturkosmetik gibt es in vier verschiedenen Varianten: Neben der Standard-Zertifizierung als NCS-Naturkosmetik gibt es das Siegel auch mit dem Zusatz Organic Quality (Biokosmetik) sowie Vegan und in der Kombination Vegan Organic Quality (vegane Biokosmetik):
Bei allen vier NCS-Siegeln ist die Vorgabe, dass sie ausschließlich pflanzliche, tierische oder mineralische Naturstoffe oder naturidentische Stoffe enthalten dürfen. Anders als bei anderen Siegeln müssen Unternehmen keinem Verein beitreten, sondern können nur ihr bestimmtes Produkt als Naturkosmetik zertifizieren lassen. Dennoch müssen mindestens 60 Prozent des Naturkosmetik-Sortiments eines Herstellers den NCS-Standards entsprechen.9
ICADA ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die Körperpflege- und Kosmetikprodukte sowie Waschmittel herstellen und vertreiben. Ihre Naturkosmetik-Zertifizierung für kleine und mittelständische Unternehmen gilt ebenfalls als vertrauenswürdig.
Nicht immer ist Naturkosmetik auch vegan, denn die Produkte können von Tieren produzierte Rohstoffe wie beispielsweise Milch, Bienenwachs oder Honig enthalten. Allerdings schließen die wichtigen Zertifizierungen Inhaltsstoffe von toten Wirbeltieren (z.B. tierische Fette) aus.
Wenn du besonders viel Wert darauf legst, dass deine Kosmetikprodukte frei von Tierversuchen sind, kannst du zusätzlich auf Tierschutz-Siegel achten. Außerdem schließen BDIH, Natrue und Cosmos Tierversuche explizit aus.
Es ist immer sinnvoll auf die Kombination aus tierversuchsfrei und natürlich zu achten und nicht nur nach tierversuchsfreier Kosmetik Ausschau zu halten. Denn tierversuchsfrei bedeutet nicht zwangsweise, dass es sich um natürliche Produkte handelt. Utopia hat dafür eine Übersicht erstellt mit 11 Naturkosmetik-Marken, bei denen du Kosmetik ohne Tierversuche bekommst: https://utopia.de/galerien/tierversuchsfreie-kosmetik-naturkosmetik-marken/#1
Außerdem garantieren die folgenden Label eine tierversuchsfreie Herstellung:
Der Hase mit schützender Hand (auch bekannt als „Kaninchen unter schützender Hand“) ist das strengste Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik. Es wird vom Deutschen Tierschutzbund vergeben und stellt besonders hohe Anforderungen an die Hersteller, um Tierquälerei in jeglicher Form zu verhindern: Das Siegel wird nur vergeben, wenn zur Entwicklung und Herstellung des fertigen Kosmetikproduktes keine Tierversuche durchgeführt wurden. Außerdem dürfen keine Inhaltsstoffe verwendet werden, die nach dem 01.01.1979 an Tieren im Auftrag des Herstellers getestet wurden. Darüber hinaus erhält ein Hersteller das Siegel nur, wenn er keiner Firmengruppe angehört, in der Tierversuche stattfinden.11
Im Gegensatz zu veganer Kosmetik sind tierische Inhaltsstoffe erlaubt, sofern diese nicht von toten Tieren stammen oder durch Tierquälerei gewonnen wurden (wie z.B. Nerzöl, Murmeltierfett, Seide, Cochenilleläuse, Bärengalle etc.).12
Das Siegel ist nicht sehr weit verbreitet. In Deutschland ist beispielsweise Primavera, ein namhafter Hersteller für ätherische Öle, mit diesem Siegel zertifiziert.
Seit 2013 gibt es das Siegel noch mit dem Zusatz „Animal-friendly“. Dies zeichnet tierfreundliche Naturkosmetik aus, die neben den Kriterien zu Tierversuchen eine ökologische und sozialverträgliche Produktion garantiert. Zudem stammen mindestens 20 Prozent der Rohstoffe aus zertifiziertem Bio-Anbau, vorzugsweise aus regionalem Anbau. Rohstoffe aus dem Regenwald wie Palmöl sowie der Einsatz von Gentechnik sind verboten. 11
Ein internationales Netzwerk von Tierschutzorganisationen hat das Siegel Leaping Bunny 1996 gegründet. Teil des Netzwerkes sind unter anderem der Deutsche Tierschutzbund und die österreichische Organisation Vier Pfoten. Es handelt sich beim Leaping Bunny um das einzige international anerkannte Siegel, das tierversuchsfreie Kosmetik- und Reinigungsprodukte zertifiziert. Es darf Tierversuche auch nicht in Auftrag geben oder sich daran beteiligen. Das Kosmetikunternehmen muss sich von seinen Lieferanten fortlaufend schriftlich bestätigen lassen, dass Hersteller oder Lieferanten die Kriterien des Humane Cosmetic Standards erfüllen.13
Leaping Bunny stellt eine englischsprachige Produktsuche zur Verfügung: https://www.crueltyfreeinternational.org/LeapingBunny
Alle Kriterien des Siegels sind im „Humane Cosmetics Standard“ (HCS) zusammengefasst:
Die Kriterien muss das Unternehmen ab einem selbstgewählten Stichtag erfüllen und darf ab dann auch das Siegel tragen. Der Deutsche Tierschutzbund hat für sein eigenes Siegel (Hase mit schützender Hand) den Stichtag für den 1.1.1979 festgelegt. Beim Leaping Bunny können Unternehmen den Stichtag aber selbst bestimmen. So können sie auch noch das Siegel erhalten, wenn sie nach 1979 Kosmetik an Tieren getestet haben. Strenger ist daher das Siegel vom Deutschen Tierschutzbund „Hase mit schützender Hand“. 13
Alternativ für tierversuchsfreie Kosmetikprodukte gibt es noch das Siegel von der Tierschutzorganisation PETA. Es hat hohe Ansprüche und berücksichtigt die gesamte Lieferkette. Der einzige Kritikpunkt ist, dass das Siegel auch vergeben wird, wenn ein Mutter- bzw. Tochterunternehmen Produkte an Tieren testet: https://kosmetik.peta.de/
Die Vegan Society wurde 1944 vom Engländer Donald Watson gegründet, auf den auch die Wortschöpfung „vegan“ zurückgeht. Seit 1990 zeichnet die Veganblume Lebensmittel, Kosmetik und andere Artikel aus, um Veganer*innen die Produktauswahl zu erleichtern. Im deutschsprachigen Raum ist die Vegane Gesellschaft Österreich der zuständige Ansprechpartner.14
Das Siegel zeichnet nicht nur vegane Produkte aus, sondern auch gleichzeitig tierversuchsfreie Produkte. Allerdings ist die Veganblume bei Tierversuchen weniger streng: Der Hersteller darf zum Beispiel für andere Produkte Tierversuche durchführen.13
Die Veganblume ist weit verbreitet. Insbesondere auf Kosmetikprodukten ist sie häufig zu finden. In Drogeriemärkten wie dm, Rossmann oder Müller ist das Siegel oft anzutreffen. 14
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