Im Handel ist eine große Auswahl an „angeblich“ natürlicher Kosmetik erhältlich. Mit dem Terminus Naturkosmetik bezeichnen Kosmetikfirmen ihre Produkte, die nur natürliche, umwelt- und gesundheitsschonende Inhaltsstoffe enthalten sollen. Doch sind diese Produkte auch ökologisch?
Anders als beim Begriff Bio ist nämlich gesetzlich nicht festgelegt, was Naturkosmetik ist. Das heißt der Begriff ist in Deutschland rechtlich gar nicht geschützt. Auch wenn die Verpackung von außen den Eindruck erweckt, als wäre das Produkt besonders natürlich (weil z.B. viele grüne Pflanzen darauf bedruckt sind), können die Inhaltsstoffe alles andere als Bio sein.
Damit du „echte“ Naturkosmetik schneller erkennst, ist es ratsam sich an speziellen Naturkosmetiksiegeln zu orientieren. Wir stellen dir im Folgenden die wichtigsten und vertrauenswürdigsten Siegel vor.
Was ist Naturkosmetik?
Die gängigen Siegel für zertifizierte Naturkosmetik haben einige wesentliche Kriterien gemeinsam1:
Verzicht auf synthetische Farb-, und Duftstoffe sowie Konservierungsstoffe (z.B. Parabene)
Verzicht auf erdölbasierte Inhaltsstoffe (z.B. Paraffine)
Verzicht auf Silikone
Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen
Alle Inhaltsstoffe müssen natürlichen Ursprungs oder naturidentisch sein.
Je nach Zertifizierungsstufe: Ein festgelegter Mindestanteil an Inhaltsstoffen muss aus Bio-Anbau stammen
möglichst umwelt- und ressourcenschonende Herstellung der Produkte
Das BDIH-Prüfzeichen für kontrollierte Naturkosmetik basiert auf ökologischen, gesundheitlichen und sozialen Aspekten. Die Kriterien reichen über das gesetzlich Vorgeschriebene hinaus und berücksichtigen die eingesetzten Rohstoffe, den Herstellungsprozess und die Endprodukte.
Auf Initiative von Naturkosmetik-Herstellern wurde das Siegel im Februar 2001 eingeführt und wird vom Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) vergeben. Das Prüfzeichen garantiert, dass zur Herstellung der zertifizierten Produkte ausschließlich Rohstoffe eingesetzt werden, die den strengen Vorgaben, dem sogenannten „BDIH Standard“ 3, entsprechen. Unabhängige Kontrollinstitute prüfen die angemeldeten Naturkosmetikprodukte auf ihre Inhaltsstoffe und Zusammensetzung.2
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Damit ein Produkt das Siegel tragen darf, muss es nicht nur selbst die Kriterien erfüllen, sondern auch mindestens 60 Prozent aller Kosmetika der Marke.
Die Rohstoffe müssen überwiegend aus kontrolliert biologischem Anbau kommen.
15 pflanzliche Rohstoffe, darunter Jojobaöl, Olivenöl, Sojaöl, Palm- und Kokosöl, müssen grundsätzlich aus zertifiziertem Bio-Anbau stammen.
Der Einsatz von Stoffen, die von Tieren produziert werden (z.B. Milch, Honig), ist gestattet.
Der Einsatz von Rohstoffen aus toten Wirbeltieren (z.B. Emuöl, Nerzöl, Murmeltierfett, tierische Fette, Collagen und Frischzellen) ist nicht gestattet.
Weder bei der Herstellung noch bei der Entwicklung oder Prüfung der Endprodukte dürfen Tierversuche durchgeführt oder in Auftrag gegeben werden.
Gentechnisch veränderte Organismen dürfen nicht eingesetzt werden.
Die Produkte müssen umwelt- und ressourcenschonend hergestellt werden.
Die Verpackungsmaterialien müssen aus recycelbaren Materialien bestehen und möglichst sparsam eingesetzt werden.3
Hier findest du das Siegel:
Das BDIH-Siegel ist weit verbreitet. Man findet zertifizierte Produkte in Drogeriemärkten, in vielen Supermärkten, in Biomärkten und Reformhäusern. Marken: z.B. Logona, Sante, Alviana, Benecos, Taoasis, Speick, uvm.4
Natrue
Natrue ist eine internationale Non-Profit-Organisation, welche seit 2008 Kosmetikprodukte unter dem Gesichtspunkt der biologisch natürlichen Inhaltsstoffe zertifiziert. Zurzeit sind weltweit rund 6.500 Produkte Natrue-zertifiziert.
Gegründet wurde Natrue 2007 von den deutschen Naturkosmetik-Unternehmen Dr. Hauschka (ehemals Wala), Lavera (ehemals Laverana), Weleda, Primavera und dalli-group (ehemals CEP).
Natrue setzt sich dafür ein, dass Naturkosmetik ein gesetzlich definierter Standard wird. Es gilt als noch etwas strenger bei Naturkosmetik als das Siegel des BDIH. Die transparenten Kontrollen und hohen Standards des Natrue machen das Label zu einem vertrauenswürdigen und empfehlenswerten Siegel für Natur- und Biokosmetik.5
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Um das Siegel auf einem Produkt verwenden zu dürfen, müssen mindestens 75 Prozent der Einzelprodukte einer Produktreihe die Kriterien des Siegels erfüllen.
Zugelassen sind nur natürliche Stoffe, „naturnahe“ Stoffe und „naturidentische“ Stoffe.
Es gibt eine Klassifizierung von 13 Produkttypen – jede Produktkategorie hat ihre eigenen Anforderungen an die Mindestmenge an natürlichen und die maximale Menge an naturnahen Inhaltsstoffen.
Die natürlichen und ggf. naturnahen Stoffe stammen zu mindestens 70 Prozent aus kontrolliert biologischer Erzeugung und/oder aus kontrollierter Wildsammlung.
Nicht erlaubte Stoffe:
chemisch-synthetischen Stoffe wie Paraffine und Erdölprodukte
Silikone
PEG (Polyethylenglykole)
synthetische Duftstoffe oder organisch-synthetische Lichtschutzfilter und Farbstoffe
gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe
Die Produkte sind tierversuchsfrei.5
Das Natrue-Siegel gibt es in drei Abstufungen:
Natural Cosmetics: bedeutet, dass die Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs sein müssen, nicht jedoch aus kontrollierter biologischer Landwirtschaft stammen
Natural Cosmetics with Organic Portion: bedeutet, dass die Inhaltsstoffe zu mindestens 70 % aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder kontrollierter Wildsammlung stammen.
Organic Cosmetics:bedeutet, dass die Inhaltsstoffe zu 95 % aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder kontrollierter Wildsammlung stammen.
Hier findest du das Siegel:
Das Natrue-Siegel ist weit verbreitet. Man findet zertifizierte Produkte in Drogeriemärkten, in vielen Supermärkten, in Biomärkten und Reformhäusern. Die Produkte der Naturkosmetik-Eigenmarken der Drogerieketten, Alverde (dm), Alterra (Rossmann), Terra Naturi (Müller). Ansonsten: Dr. Hauschka, Weleda, Lavera, Primavera, Dr. Bronner’s, Fair Squared, Logona, Sante, Santaverde.1
Ecocert
Das Siegel von Ecocert ist in Deutschland zwar seltener, aber es gehört ebenfalls zu den vertrauenswürdigen. Der französische Zertifizierungsverband für ökologische Produkte wurde 1991 gegründet und hat 2002 einen Standard für Kosmetik entwickelt. Neben Bio- und Naturkosmetik zertifiziert Ecocert auch ökologische Reinigungsprodukte.6
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Mindestens 95 Prozent aller Inhaltsstoffe im Endprodukt müssen natürlichen Ursprungs sein, maximal 5 Prozent dürfen synthetisch sein (aus einer Positivliste)
Nicht erlaubte Stoffe:
Synthetische Inhaltsstoffe auf petrochemischer Basis
Nanopartikel
gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe
Erneuerbare Ressourcen und Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau werden bevorzugt
Verarbeitungsverfahren sollen die Umwelt so wenig wie möglich belasten
Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs werden auch in Bezug auf ihre Umweltauswirkung (biologische Abbaubarkeit, Ökotoxizität) bewertet
Transparenz gegenüber dem Verbraucher
Ecocert unterscheidet Biokosmetik und Naturkosmetik:
Biokosmetik darf nur pflanzliche Inhaltsstoffe aufweisen, die zu 95 % aus biologischem Anbau stammen, außerdem müssen mindestens 10 % der gesamten Inhaltsstoffe (auf das Gewicht bezogen) aus biologisch zertifiziertem Anbau kommen.
Für Naturkosmetik gelten etwas schwächere Standards: Dort müssen mindestens 50 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe biologisch sein sowie mindestens 5 % der gesamten Inhaltsstoffe.
Die Produktion muss ebenfalls bestimmte Kriterien erfüllen: Die Herkunft aller Materialien muss rückverfolgbar sein, für die Reinigung der Anlagen dürfen nur zugelassene Reinigungs- und Desinfektionsmittel verwendet werden.
Das produzierende Unternehmen muss sich zudem um die Optimierung des Emissions-, Abfall- und Energiemanagements kümmern.6
Hier findest du das Siegel:
Das Ecocert-Siegel ist in Deutschland nicht sehr weit verbreitet. Marken: z.B. Produkte von Eubiona, Eco Cosmetics, Alva und Love Me Green.
Soil Association
Die Soil Association wurde 1946 in Großbritannien gegründet und verfügt über das Organic Standard-Siegel. Dieses Siegel ist eines der meist verbreiteten Bio-Siegel im Vereinigten Königreich (UK). Die Richtlinien des Soil Association Siegels orientieren sich stark an denen der EU für Bio-Produkte und sind teils sogar strenger angesetzt.7
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Die Voraussetzungen sind hauptsächlich die ökologische Landwirtschaft, Tierzucht, Gentechnik und Nachhaltigkeit.
absolutes Verbot von gentechnisch veränderten Organismen (GVO)
Mindestens 95% der Inhaltsstoffe müssen ökologisch erzeugt worden sein.
Es herrschen strikte Beschränkungen beim Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden.
Genauso wichtig sind Standards für eine artgerechte Tierhaltung.
Die Vergabe erfolgt durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle. Die lizensierten Hersteller werden mindestens einmal jährlich überprüft. Darüber hinaus gibt es unangemeldete Kontrollen.
Cosmebio ist ein Verband der Kosmetikindustrie, der 2002 gegründet wurde, um eine gemeinsame Charta für Naturkosmetik zu erarbeiten. Der Verband hat über 200 Mitglieder weltweit und arbeitet mit Unternehmen u.a. in Europa, Japan und den USA zusammen.
Das Cosmebio-Siegel bescheinigt eine Natur- und Biokosmetik, die die Kriterien für ökologische Herstellung und Verbraucherschutz erfüllt. Um Produkte mit diesem Bio-Siegel kennzeichnen zu dürfen, müssen sie den strengen Cosmebio-Regularien für ökologische und biologische Kosmetik folgen, die vom französischen Ministerium für Industrie und Handel anerkannt wurden. Es erfolgen strenge Kontrollen.8
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
mindestens 95 % der gesamten Inhaltsstoffe sind natürlichen Ursprungs
mindestens 95 % aller pflanzlichen Inhaltsstoffe stammen aus ökologischem Anbau
mindestens 10 % der gesamten Inhaltsstoffe stammen aus ökologischem Anbau
Darüber hinaus muss das Unternehmen ökologische Lösungen in Hinblick auf Energie und Abfallentsorgung (Mülltrennung und Recycling) verfolgen.
Die europäischen Naturkosmetiksiegel BDIH (Deutschland), Ecocert (Frankreich), Cosmebio (Frankreich), ICEA (Italien) und Soil Association (UK) haben den gemeinsamen internationalen Naturkosmetikstandard Cosmos entwickelt, um für Natur- und Biokosmetik international vereinheitlichte Kriterien und ein einheitliches Zertifizierungsverfahren zu schaffen.
So findet man seit Januar 2017 auf neuen Naturkosmetikprodukten zusätzlich zu den oben genannten Siegeln die Bezeichnung Cosmos Natural für Naturkosmetik oder Cosmos Organic für Naturkosmetik in Bioqualität. Das bedeutet: Neu entwickelte Produkte bekommen heute ausschließlich die Cosmos-Zertifizierung der jeweiligen Mitgliedsorganisation. Das Siegel zeigt weiterhin die bekannten Prüfzeichen von BDIH, Ecocert und Co., jedoch ergänzt um den Cosmos-Zusatz1:
Produkte, die vor dem Stichtag im Januar 2017 entwickelt wurden, dürfen weiterhin ihr Siegel von BDIH, Ecocert und Co. ohne den Cosmos-Zusatz tragen.
Cosmos umfasst neben den Anforderungen an den Ursprung der Inhaltsstoffe auch strenge Anforderungen an die Umweltverträglichkeit und Abbaubarkeit der verwendeten Rohstoffe und an die Reinigungsmittel in der Produktion.
Zwei Abstufungen: Cosmos Natural und Cosmos Organic (mind. 95 % der pflanzlichen Inhaltsstoffe aus Bio-Anbau)
Tierische Rohstoffe wie Milch und Honig sind erlaubt.
Für die Herstellung von Naturkosmetika sind neben physikalischen Verfahren einschließlich der Extraktion mit Wasser, pflanzlichem Alkohol, Kohlensäure, pflanzlichen Fetten und Ölen sowie hieraus gewonnenem Glycerin auch enzymatische und mikrobiologische Verfahren zulässig, wie sie in der Natur vorkommen.
Nur ausgewählte, naturidentische Konservierungsstoffe mit entsprechender Kennzeichnung dürfen verwendet werden.
Nicht erlaubt sind: hormonell wirksame Chemikalien, synthetische Duftstoffe oder Farbstoffe, synthetischen UV-Filter, ethoxilierte Rohstoffe, Silikone, Nanopartikel, gentechnisch veränderte Organismen, Tierversuche, Rohstoffe aus toten Wirbeltieren, Paraffine und andere Erdölprodukte, PEGs, Behandlung von pflanzlichen und tierischen Rohstoffen und deren Endprodukten mit ionisierenden Strahlen1
Hier findest du das Siegel:
Wird immer häufiger; in vielen Drogerien, Supermärkten, Biomärkten. Marken: z.B. Apeiron, Ayluna, Benecos, Bioturm, i+m Naturkosmetik, Speick.
Natural Cosmetic Standard (NCS)
Das NCS-Siegel für Naturkosmetik gibt es in vier verschiedenen Varianten: Neben der Standard-Zertifizierung als NCS-Naturkosmetik gibt es das Siegel auch mit dem Zusatz Organic Quality (Biokosmetik) sowie Vegan und in der Kombination Vegan Organic Quality (vegane Biokosmetik):
Bei allen vier NCS-Siegeln ist die Vorgabe, dass sie ausschließlich pflanzliche, tierische oder mineralische Naturstoffe oder naturidentische Stoffe enthalten dürfen. Anders als bei anderen Siegeln müssen Unternehmen keinem Verein beitreten, sondern können nur ihr bestimmtes Produkt als Naturkosmetik zertifizieren lassen. Dennoch müssen mindestens 60 Prozent des Naturkosmetik-Sortiments eines Herstellers den NCS-Standards entsprechen.9
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
100 Prozent der Inhaltsstoffe stammen aus natürlichen bzw. naturbelassenen Rohstoffen.
Tierische und pflanzliche Rohstoffe von bedrohten Arten dürfen nur von lebenden Tieren aus artgerechter Haltung stammen bzw. aus artgerechtem ökologischem Anbau.
Naturstoffe von lebenden Tieren sind erlaub (z.B. Milch und Honig), von toten Tieren aber nicht.
Tierversuche und der Einsatz von Gentechnik sind verboten.
Nur naturidentische Konservierungsstoffe sind erlaubt und müssen also solche deklariert werden.
Palmöl ist nicht verboten, soll aber vermieden werden. Ist Palmöl nicht vermeidbar, muss es aus RSPO-Anbau stammen.
Die verwendeten Naturstoffe sollen sofern verfügbar vorzugsweise aus zertifizierter ökologische Herkunft.
Die pflanzlichen Rohstoffe Sonnenblumenöl, Olivenöl, Sojaöl, Kokosöl und Jojobaöl müssen aus ökologischem Anbau Sheabutter kann alternativ auch aus Wildsammlung stammen.
Kriterien für NCS-Siegel mit Bio- und Vegan-Zusatz
Ein NCS-Produkt muss mindestens 95 Prozent der landwirtschaftlichen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau enthalten, um als „Biokosmetik“ ausgelobt werden zu können. Zudem müssen Hersteller den tatsächlichen Bio-Anteil angeben.
Ein NCS-Produkt darf nur als „vegan“ ausgelobt werden, wenn kein Inhaltsstoff tierischen Ursprungs ist oder durch tierische Stoffe gewonnen wurde. Tierversuche mit bzw. für das betreffende Produkt sind ohnehin verboten. 9
ICADA
ICADA ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, die Körperpflege- und Kosmetikprodukte sowie Waschmittel herstellen und vertreiben. Ihre Naturkosmetik-Zertifizierung für kleine und mittelständische Unternehmen gilt ebenfalls als vertrauenswürdig.
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Der Einsatz pflanzlicher Rohstoffe muss soweit wie möglich aus zertifiziertem ökologischem Ausgangsmaterial bestehen.
Der Einsatz von Stoffen, die traditionell von lebenden Tieren für den menschlichen Genuss oder die Nutzung produziert werden wie z.B. Milch, Honig oder Seide, ist gestattet.
Das darf nicht rein: hormonell wirksamen Chemikalien, Rohstoffe aus toten Wirbeltieren (z.B. Emuöl, Nerzöl, Murmeltierfett, tierische Fette, Collagen und Frischzellen)
Rohstoffe, die vor dem 01.01.1998 noch nicht in der Kosmetikindustrie eingesetzt wurden, dürfen nur dann verwendet werden, wenn sie nicht im Tierversuch getestet worden sind.10
Kosmetiksiegel mit dem Schwerpunkt Tierschutz und vegane Kosmetik
Nicht immer ist Naturkosmetik auch vegan, denn die Produkte können von Tieren produzierte Rohstoffe wie beispielsweise Milch, Bienenwachs oder Honig enthalten. Allerdings schließen die wichtigen Zertifizierungen Inhaltsstoffe von toten Wirbeltieren (z.B. tierische Fette) aus.
Wenn du besonders viel Wert darauf legst, dass deine Kosmetikprodukte frei von Tierversuchen sind, kannst du zusätzlich auf Tierschutz-Siegel achten. Außerdem schließen BDIH, Natrue und Cosmos Tierversuche explizit aus.
Es ist immer sinnvoll auf die Kombination aus tierversuchsfrei und natürlich zu achten und nicht nur nach tierversuchsfreier Kosmetik Ausschau zu halten. Denn tierversuchsfrei bedeutet nicht zwangsweise, dass es sich um natürliche Produkte handelt. Utopia hat dafür eine Übersicht erstellt mit 11 Naturkosmetik-Marken, bei denen du Kosmetik ohne Tierversuche bekommst: https://utopia.de/galerien/tierversuchsfreie-kosmetik-naturkosmetik-marken/#1
Außerdem garantieren die folgenden Label eine tierversuchsfreie Herstellung:
Logo des Deutschen Tierschutzbundes: Hase mit schützender Hand
Der Hase mit schützender Hand (auch bekannt als „Kaninchen unter schützender Hand“) ist das strengste Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik. Es wird vom Deutschen Tierschutzbund vergeben und stellt besonders hohe Anforderungen an die Hersteller, um Tierquälerei in jeglicher Form zu verhindern: Das Siegel wird nur vergeben, wenn zur Entwicklung und Herstellung des fertigen Kosmetikproduktes keine Tierversuche durchgeführt wurden. Außerdem dürfen keine Inhaltsstoffe verwendet werden, die nach dem 01.01.1979 an Tieren im Auftrag des Herstellers getestet wurden. Darüber hinaus erhält ein Hersteller das Siegel nur, wenn er keiner Firmengruppe angehört, in der Tierversuche stattfinden.11
Im Gegensatz zu veganer Kosmetik sind tierische Inhaltsstoffe erlaubt, sofern diese nicht von toten Tieren stammen oder durch Tierquälerei gewonnen wurden (wie z.B. Nerzöl, Murmeltierfett, Seide, Cochenilleläuse, Bärengalle etc.).12
Hier findest du das Siegel:
Das Siegel ist nicht sehr weit verbreitet. In Deutschland ist beispielsweise Primavera, ein namhafter Hersteller für ätherische Öle, mit diesem Siegel zertifiziert.
Der Zusatz „Animal-friendly“ für Bio-Naturkosmetik
Seit 2013 gibt es das Siegel noch mit dem Zusatz „Animal-friendly“. Dies zeichnet tierfreundliche Naturkosmetik aus, die neben den Kriterien zu Tierversuchen eine ökologische und sozialverträgliche Produktion garantiert. Zudem stammen mindestens 20 Prozent der Rohstoffe aus zertifiziertem Bio-Anbau, vorzugsweise aus regionalem Anbau. Rohstoffe aus dem Regenwald wie Palmöl sowie der Einsatz von Gentechnik sind verboten. 11
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Kosmetik-Hersteller dürfen keine Tierversuche zur Entwicklung und Herstellung ihrer Produkte durchführen.
Hersteller dürfen keine Rohstoffe verarbeiten, die nach 1979 an Tieren getestet wurden (sofern sie damals bereits auf dem Markt waren). Ausgenommen sind Tierversuche durch Dritte. Hintergrund ist, dass 1979 alle Stoffe bereits per Gesetz in Tierversuchen geprüft wurden.
Hersteller dürfen in keiner geschäftlichen Beziehung mit einem Unternehmen stehen, das Tierversuche durchführt.
Rohstoffe sind verboten, wenn sie aus Tierquälerei stammen, mit Ausrottung verbunden sind oder wenn dafür ein Tier sterben musste.
Rohstoffe von toten Tieren sind verboten.
Rohstoffe von lebenden Tieren sollen Bio-Standards erfüllen.
Die Unternehmen dürfen ihre zertifizierten Produkte nicht in Länder exportieren, die Tierversuche für Kosmetik vorschreiben (z.B. China).11
Leaping Bunny – Humane Cosmetic Standard
Ein internationales Netzwerk von Tierschutzorganisationen hat das Siegel Leaping Bunny 1996 gegründet. Teil des Netzwerkes sind unter anderem der Deutsche Tierschutzbund und die österreichische Organisation Vier Pfoten. Es handelt sich beim Leaping Bunny um das einzige international anerkannte Siegel, das tierversuchsfreie Kosmetik- und Reinigungsprodukte zertifiziert. Es darf Tierversuche auch nicht in Auftrag geben oder sich daran beteiligen. Das Kosmetikunternehmen muss sich von seinen Lieferanten fortlaufend schriftlich bestätigen lassen, dass Hersteller oder Lieferanten die Kriterien des Humane Cosmetic Standards erfüllen.13
Alle Kriterien des Siegels sind im „Humane Cosmetics Standard“ (HCS) zusammengefasst:
Der Hersteller darf das zertifizierte Produkt oder einzelne Inhaltsstoffe nicht an Tieren testen.
Auch bei anderen Produkten dürfen der Hersteller oder Mutter- oder Tochterunternehmen keine Tierversuche durchführen.
Zulieferer dürfen die Ware nicht an Tieren testen. Dies müssen sie auch schriftlich garantieren.
Der Hersteller muss ein Kontrollsystem etablieren, um die Einhaltung des Tierversuch-Verbots zu überwachen.
Es gibt regelmäßige Überprüfungen des Kontrollsystems durch unabhängige Dritte.
Die Kriterien muss das Unternehmen ab einem selbstgewählten Stichtag erfüllen und darf ab dann auch das Siegel tragen. Der Deutsche Tierschutzbund hat für sein eigenes Siegel (Hase mit schützender Hand) den Stichtag für den 1.1.1979 festgelegt. Beim Leaping Bunny können Unternehmen den Stichtag aber selbst bestimmen. So können sie auch noch das Siegel erhalten, wenn sie nach 1979 Kosmetik an Tieren getestet haben. Strenger ist daher das Siegel vom Deutschen Tierschutzbund „Hase mit schützender Hand“. 13
Alternativ für tierversuchsfreie Kosmetikprodukte gibt es noch das Siegel von der Tierschutzorganisation PETA. Es hat hohe Ansprüche und berücksichtigt die gesamte Lieferkette. Der einzige Kritikpunkt ist, dass das Siegel auch vergeben wird, wenn ein Mutter- bzw. Tochterunternehmen Produkte an Tieren testet: https://kosmetik.peta.de/
Das Vegan-Label der Vegan Society
Die Vegan Society wurde 1944 vom Engländer Donald Watson gegründet, auf den auch die Wortschöpfung „vegan“ zurückgeht. Seit 1990 zeichnet die Veganblume Lebensmittel, Kosmetik und andere Artikel aus, um Veganer*innen die Produktauswahl zu erleichtern. Im deutschsprachigen Raum ist die Vegane Gesellschaft Österreich der zuständige Ansprechpartner.14
Das Siegel zeichnet nicht nur vegane Produkte aus, sondern auch gleichzeitig tierversuchsfreie Produkte. Allerdings ist die Veganblume bei Tierversuchen weniger streng: Der Hersteller darf zum Beispiel für andere Produkte Tierversuche durchführen.13
Die Veganblume ist weit verbreitet. Insbesondere auf Kosmetikprodukten ist sie häufig zu finden. In Drogeriemärkten wie dm, Rossmann oder Müller ist das Siegel oft anzutreffen. 14
Die wichtigsten Kriterien im Überblick
Bei der Herstellung und/oder Entwicklung des Produktes dürfen keine tierischen Produkte, keine tierischen Nebenprodukte oder aus Tieren gewonnene Rohstoffe verwendet werden oder verwendet worden sein. Als ‚Tiere‘ versteht die Vegan Society alle Wirbeltiere und mehrzellige wirbellose Tiere.
Herstellende Unternehmen dürfen weder selbst Tierversuche durchführen noch Dritte damit beauftragen.
Wenn eine Firma sowohl vegane als auch konventionelle Produkte herstellt, müssen alle Maschinen gründlich gereinigt werden, bevor sie wieder mit veganen Stoffen in Berührung kommen.
Sollte ein Produkt gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) enthalten, muss dies auf der Verpackung gekennzeichnet werden.
Die Herstellung oder Entwicklung von GVOs durch Tiergene oder durch von Tieren gewonnene Substanzen ist untersagt.14