Die meisten von uns haben schon mehrmals in ihrem Leben Kleidung beim Discounter oder bei einer großen Modekette gekauft, weil es so schön einfach und günstig ist. Dabei haben sich sicherlich die wenigsten Gedanken über die Herkunft der Kleidung gemacht, sondern sich vor allem über den günstigen Preis gefreut.
In der Textilproduktion kommen inzwischen rund 6500 verschiedene Chemikalien zum Einsatz, die sowohl von führenden Modemarken als auch von No-Name-Marken verwendet werden. Nicht wenige dieser Stoffe sind giftig – manche sogar krebserregend!1 Das heißt, unabhängig davon ob beispielsweise das Shirt gerade im Trend ist oder viel oder wenig kostet, wird es häufig in der Produktion mit Chemikalien behandelt.
Deutsche Produzenten setzen zwar viele dieser bedenklichen Chemikalien nicht mehr ein, allerdings wird nur noch ein Bruchteil der hierzulande verkauften Kleidung überhaupt in Deutschland hergestellt. Stattdessen kommen die meisten Textilien aus China, der Türkei oder Bangladesch. Dort werden noch viele Chemikalien während der Fertigung von Kleidung eingesetzt.1
Die Gifte gefährden auch die Arbeiter*innen bei der Herstellung und verseuchen die Abwässer im Produktionsprozess. Die Textilbranche ist mit jährlich 1,7 Milliarden Tonnen CO2 der zweitgrößte Umweltverschmutzer auf der Welt und trägt signifikant zu den globalen Treibhausemissionen bei. Lies dazu auch gerne unseren älteren Blogbeitrag über die Schattenseiten der Textilproduktion.
Welche Kleidung wirklich sauber und umweltfreundlich ist, zeigt der Öko-Textilsiegel-Ratgeber von Greenpeace – mit einem Ranking.
Die Bewertung der Textilsiegel erfolgt ausschließlich nach ökologischen Kriterien:
Die strengsten und unabhängigsten Siegel am Kleidungs-Markt werden von Greenpeace mit drei Sternen ausgezeichnet: IVN Best, GOTS, Made in Green von Oeko-Tex. Im mittleren Bereich liegen Bluesign, Cradle-to-Cradle, Der Blaue Engel, EU-Ecolabel. Nur einen Stern bekommt das reine Verbraucherschutzsiegel Oeko-Tex Standard 100.
Das Qualitätszeichen des IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e.V.) ist das ökologisch strengste Siegel am europäischen Markt mit den höchsten Ansprüchen an textile Nachhaltigkeit. Es reguliert die gesamte Produktionskette von der Gewinnung der Naturfasern über die Gewebeherstellung bis zum fertigen Produkt. Hohe Umweltstandards, lange Haltbarkeit, Verbot von gesundheitsgefährdenden Substanzen sowie die verpflichtende Einhaltung von Sozialstandards sorgen für nachhaltige Kleidungsstücke in jeder Hinsicht.4
Fasern und Recycling: Synthetikfasern sind ausgeschlossen, weil sie viel Energie und nicht erneuerbare Rohstoffe verbrauchen. Die große Menge der Mischfaserkleidung, vor allem mit Polyester-Anteilen, ist damit bei IVN Best nicht zertifizierbar. Somit ist IVN Best sehr vorbildlich beim Thema Kreislauffähigkeit, denn es lässt nur Naturfasern aus Bio-Anbau zu, die komplett biologisch abbaubar sind. 2
Auch für Leder hat der IVN die strengsten Kriterien der Branche entwickelt. Für IVN-zertifiziertes Naturleder sollen nur als Nebenprodukt der Fleischgewinnung anfallende Tierhäute verarbeitet werden. Die Hersteller müssen ihr Abwasser gründlich reinigen, Chromgerbung ist nicht erlaubt, Farbstoffe müssen schwermetallfrei und möglichst pflanzlich sein.3
Bei Naturtextil-Spezialisten wie Maas Naturwaren, Cotonea oder Engel Sports. Insgesamt sind etwa 40 Marken und Produktionsbetriebe zertifiziert.2
Für Naturtextilien ist das GOTS-Siegel das am häufigsten vergebene Zertifikat. Der „Global Organic Textile Standard“ regelt und zertifiziert die gesamte Produktionskette vom Rohstoffanbau bis zum Endprodukt, auch nach den sozialen Kriterien der International Labour Organisation (ILO).2
Das Siegel wurde 2002 von Bio-Baumwollproduzenten, Textilindustrie, NGOs und Zertifizierern entwickelt. GOTS verbessert über neue Standard-Versionen kontinuierlich seine Anforderungen, achtet aber zugleich darauf, dass sie für Hersteller und Einzelhändler im Massenmarkt umsetzbar bleiben.5
Fasern und Recycling: GOTS setzt mindestens 70 Prozent Naturfasern aus kontrolliert biologischem Ursprung voraus. Es dürfen bis zu 30 Prozent Recyclingfasern beigemischt werden, z.B. recyceltes Polyester. Die Mischfaserkleidung darf sich also mit dem GOTS-Siegel schmücken, ist aber weder biologisch abbaubar noch wirklich recyclingfähig. Doch damit können die strengen GOTS-Produktionsstandards immerhin auf eine breitere Masse an Produkten angewendet werden.6
Chemikalien: GOTS verbietet zwar alle elf Detox-Chemikaliengruppen, schreibt aber keine Abwasser- und Klärschlammtests für die Produktionsstandorte vor, um sicher zu testen, dass nichts in die Umwelt gelangt. Für fertige Textilien listet GOTS nur neun der elf Detox-Chemikaliengruppen, die Grenzwerte sind vergleichsweise schwach. 2
Bei vielen Eco-Fashion-Marken in grünen Concept Stores, bei Hessnatur, Alnatura, im Online-Spezialhandel wie dem Avocado Store, Glore, Greenality, Grüne Erde und zunehmend auch bei großen Händlern wie Peek & Cloppenburg, bei Rewe oder als Aktionsware bei Discountern.2
Made in Green aus der Oeko-Tex-Familie hat sich zu einem strengen Standard für Textilproduktion und Endprodukt entwickelt. Die Fabriken unterliegen dem umfassenden Programm Sustainable Textile Production (STeP), das von Chemikalien über Umwelt- und Qualitätsmanagement bis hin zu Arbeitssicherheit alles abdeckt. Die Endprodukte sind nach Oeko-Tex Standard 100 schadstoffgeprüft. Die Regulierung der Chemikalien in den Fabriken entspricht den höchsten Anforderungen am Markt (Greenpeace-Detox-konform). Die erlaubten Rückstände im Endprodukt sind teilweise ambitionierter als bei GOTS. Alle Oeko-Tex-Standards und Richtlinien werden jährlich überarbeitet.2
Fasern und Recycling: Made in Green zertifiziert auch Recycling- und Mischfasern, womit die Kreislauffähigkeit der Kleidung eingeschränkt ist. Immerhin setzt das Siegel auf geschlossene Produktionskreisläufe in den Fabriken.2
Jeder mit dem MADE IN GREEN Label ausgelobte Artikel kann anhand einer eindeutigen Produkt-ID bzw. eines QR-Codes transparent zurückverfolgt werden. Das Label liefert Informationen darüber, in welchen Produktionsbetrieben der Textil- oder Lederartikel produziert wurde, welcher Produktionsstufe die beteiligten Betriebe angehören und in welchen Ländern die Fertigung stattfand.
Das MADE IN GREEN Label gibt die Gewissheit, dass das Textilprodukt:
Made in Green im Überblick: https://www.oeko-tex.com/de/unsere-standards/made-in-green-by-oeko-tex
Made in Green gibt es von Alltags- über Outdoor- bis hin zu Berufsbekleidung. Etwa 40 Unternehmen, darunter Eterna und die Wäschemarke Calida, führen das Siegel.2
Der Blaue Engel vom Umweltbundesamt hat einen recht hohen Umweltanspruch und eine umfassende Chemikalienregelung entlang der gesamten Produktionskette. Alle Textilien, auch Outdoor- und Funktionskleidung, sollen abgedeckt werden – entsprechend beeinflusst die „praktische Umsetzbarkeit“ die Grenzwerte.2
Chemikalien: Grenzwerte für die Farb- und Textilhilfsmittel orientieren sich weitestgehend an denen des Industriebündnisses Zero Discharge of Hazardous Chemicals Group (ZDHC), die weniger ambitioniert als Greenpeace-Detox sind. Damit bleibt der Blaue Engel schwächer als STeP (Sustainable Textile Production) für Made in Green.2
Fasern und Recycling: Der Blaue Engel zertifiziert auch alle Recyclingfasern. Toxische Inhaltsstoffe in der Recyclingware sollen aber ausgeschlossen werden. Es gibt Grenzwerte für Wasserverbrauch und Abwasser. Um den textilen Kreislauf zu verlangsamen und zu schließen, werden Kriterien für haltbares Produktdesign oder gezielte Wiederverwendung formuliert.2
Der Blaue Engel zeichnet aber vor allem Büromaterial, Haushaltszubehör und Elektrogeräte aus:
Kategorien und Produkte:
Für Textilien gibt es noch keinen Lizenznehmer und damit keine Produkte, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind. 2
Bluesign regelt sehr umfassend die Chemikalienrisiken für den gesamten Herstellungsprozess, beginnend bei der Chemieindustrie. So soll die Herstellung möglichst umweltschonend und das Endprodukt gesundheitlich unbedenklich sein. Dabei orientiert sich Bluesign an weltweiten Verbraucher- und Umweltschutzstandards und deckt die fünf Aspekte Konsumentenschutz, Abwasser, Abluft, Arbeitssicherheit und Ressourcenproduktivität ab. Zudem hat Bluesign ausführliche, öffentlich zugängliche Listen mit kritischen oder verbotenen Chemikalien und Grenzwerten, aber auch eine Chemie-Positivliste, den „bluesign® FINDER“, mit unschädlichen Alternativen.
Chemikalien: Bluesign reguliert hunderte Chemikalien inklusive der Substanzgruppen, die Greenpeace im Rahmen der Detox-Kampagne als besonders problematisch identifiziert hat. In der Produktion werden diese von Anfang an ausgeschlossen. Es gibt jedoch, ähnlich wie beim Standard von GOTS, keine Grenzwerte oder Abwassertests, um die Umweltbelastung zu überprüfen. Die Rückstände in Bluesign-zertifizierten Endprodukten sind überwiegend stark kontrolliert, allerdings könnten einzelne der besonders schädlichen PFC, vor allem in Funktionskleidung, stärker begrenzt werden.2 Bluesign überarbeitet seinen Standard zwar sehr regelmäßig, dennoch ist er kein Garant für komplett schadstofffreie Endprodukte.9
Fasern und Recycling: Das Siegel zertifiziert alle Sorten von Textilien – von Natur- über Synthetikfasern bis hin zu recycelter Ware. Das erschwert den textilen Kreislauf. Für die recycelten Fasern gelten bestimmte Anforderungen, um gefährliche Substanzen auszuschließen. Die bluesign-Siegel finden sich vor allem an Textilien aus Synthetik-Fasern wie z.B. Outdoor-Kleidung.2
Beim bluesign product erfüllen alle Komponenten des Produktes die bluesign-Kriterien und deren Einhaltung wird bei Lieferanten und Herstellern geprüft. Das Siegel bluesign approved fabric garantiert, dass mindestens 90 Prozent der verarbeiteten Textilien den bluesign-Kriterien entsprechen.9
Mehr über das Bluesign-Label erfährst du hier.
Bluesign hat über 500 Systempartner, darunter Outdoor- und Sportbekleidungshersteller wie Vaude, Puma oder Adidas, aber auch Jeansmarken wie G-Star Raw oder Kinderbekleidungsmarken wie Jako-o oder Elkline.2
Beim Designkonzept Cradle to Cradle („Wiege zur Wiege“, C2C) steht der Kreislaufgedanke im Vordergrund – ohne jeglichen Abfall zu produzieren. Die Produkte werden dabei bewertet nach Materialgesundheit, Wiederverwendung, erneuerbaren Energien, sozialer Fairness und Wasser. C2C-Produkte gelten als besonders umweltsicher, gesundheitlich unbedenklich und kreislauffähig. Es gibt fünf Zertifizierungsstufen: Basic, Bronze, Silber, Gold und Platin.2
C2C ist also ein sehr umfassendes System, aber aufgrund der vielen verschiedenen Bewertungsstufen schwer durchschaubar für Verbraucher. Vorsicht ist geboten, denn Firmen dürfen etwa auf ihrer Website mit dem C2C-Logo werben, auch wenn das Produkt nur „Basic“-zertifiziert ist – und noch schädliche Chemikalien enthalten sein können.6
Chemikalien: Während die Liste verbotener Chemikalien eher limitiert ist, bewertet C2C alle eingesetzten Substanzen sehr umfassend nach 23 toxikologischen Kriterien: ob sie krebserregend, hormonell wirksam, giftig für Wasserorganismen oder persistent sind.
Fasern und Recycling: Kreislauffähigkeit ist der Kern des C2C-Prinzips. Dazu gehören biologische als auch technische Recyclingverfahren. Keine Faserart ist von vornherein ausgeschlossen, jede wird aber toxikologisch aufs Genaueste bewertet. Je sauberer, besser biologisch abbaubar und technisch recycelbar die Produkte sind, desto besser ist auch die Zertifizierungsstufe.
Mehr über das Label erfährst du hier.
Unter anderem T-Shirts von Trigema (Silber-Level) oder C&A (Gold-Level). Außerdem gibt es Öko-Firmen wie Melawear, die C2C-zertifizierte Materialien verwenden.
Das EU-Ecolabel für Textilien (auch bekannt als EU-Blume) steht für „umweltfreundlichere und gesündere“ Produkte mit dem Anspruch, gesundheits- und umweltschädliche Substanzen, sowie Wasser- und Luftverschmutzung zu reduzieren. Es ist ein eher massentaugliches Label.6
Das Label wurde 1992 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Zunächst war nur die Kennzeichnung von Produkten vorgesehen. Seit 2000 besteht aber auch die Möglichkeit, Dienstleistungen mit dem EU Ecolabel zu kennzeichnen.10
Chemikalien: Die Liste verbotener Chemikalien ist zwar recht umfangreich, aber die Grenzwerte sind häufig schwächer als bei anderen Textilstandards. Für Endprodukte sind nur wenige Laboranalysen vorgeschrieben.2
Fasern und Recycling: Wie der Blaue Engel bezieht auch das EU-Ecolabel alle Arten von Recyclingfasern inklusive Fasern aus PET-Flaschen ein. Auf toxische Inhaltsstoffe soll in der Recyclingware verzichtet werden. Es gibt Grenzwerte für Wasserverbrauch und Abwasser sowie Kriterien für haltbares Produktdesign, um den textilen Kreislauf zu verlangsamen und zu schließen.2
Mehr Infos zum EU-Ecolabel erhältst du in dem Flyer: https://eu-ecolabel.de/fileadmin/user_upload/Documents/EU-Umweltzeichen_Ecolabel_Flyer_170710.pdf
Mehr als 50 zertifizierte Textilprodukte, in Deutschland allerdings kaum angeboten – bis auf einige Faserhersteller wie der Lyocell (Viskose)-Hersteller Smart Fiber.2
Der Oeko-Tex Standard 100 ist der am weitesten verbreitete Standard und kann auf alle Textilprodukte angewendet werden. Er dient in erster Linie dem Verbraucherschutz: Er prüft nur auf Schadstoffrückstände im Endprodukt. Für Herstellung und Umweltschutz macht Oeko-Tex Standard 100 keine Auflagen. Die Anforderungen werden zwar von Jahr zu Jahr strenger, der Nutzen für die Umwelt ist allerdings gering.
Das Wort „Oeko“ kann irreführend sein und suggerieren, dass es sich bei zertifizierten Produkten um ökologisch produzierte Textilen aus Naturfasern handelt. Dies jedoch ist nicht der Fall. Das Siegel sagt nur aus, dass es sich um ein auf Schadstoff-Rückstände geprüftes Produkt handelt.11
Mit vier verschiedenen Produktklassen – von Babykleidung (Produktklasse I) bis zu Vorhängen (Produktklasse IV) – ist der Standard unterschiedlich streng bei den Chemikalienmengen:
Damit die Produkte das Siegel tragen dürfen, müssen sämtliche Bestandteile den Kriterien entsprechen, also auch Knöpfe oder Reißverschlüsse.
Chemikalien: Zehn der elf wichtigsten Detox-Chemikaliengruppen sind vertreten. Hinzu kommen weitere Substanzgruppen. Damit ist der Standard, bezogen auf die Rückstände im Endprodukt, so streng wie GOTS.
Das darf nicht rein: Die Produkte müssen frei sein von Schadstoffen, die gesetzlich verboten und reglementiert sind, wie Azo-Farbstoffe, Formaldehyd, Pentachlorphenol, Cadmium und Nickel. Auch gesundheitsschädliche Chemikalien, für die es keine explizite gesetzliche Regelung gibt, beispielsweise Pestizide, dürfen nicht in den Textilien gefunden werden. Zudem wird auf einen hautfreundlichen pH-Wert und auf Farbechtheit getestet. Dabei werden die denkbaren Wege, wie der Schadstoff vom Körper aufgenommen werden könnte, berücksichtigt und entsprechend geprüft: über die Haut, den Mund oder die Atmung.11
Fasern und Recycling: Oeko-Tex Standard 100 ist ein Massenlabel – und arbeitet entsprechend mit allen, auch schlecht recycelbaren Mischfasern. Auch Recyclingfasern sind zugelassen. Wer beim Kauf von Kleidung und Textilien Wert auf Umweltverträglichkeit und eine faire Produktion legt, sollte lieber auf das IVN- oder das GOTS-Label achten.
Produkte mit dem Öko-Tex-100-Label sind sehr weit verbreitet – von Babykleidung über Kinderjacken bis hin zu Vorhängen. Es gibt sie überall im Einzelhandel. Alle Lizenznehmer hier.
Oeko-Tex vergibt neben dem Massensiegel Oeko-Tex Standard 100 auch die umweltfreundlichen Textil-Siegel Made in Green, SteP by Oeko-Tex und Detox to Zero by Oeko-Tex für Betriebsstätten.
Das Produktlabel Oeko-Tex Standard 100plus kennzeichnet Textilien, die erfolgreich auf mögliche Schadstoffe überprüft und ausschließlich in umweltfreundlichen und sozialverträglichen Produktionsbetrieben hergestellt wurden.
Es kombiniert die beiden Zertifizierungen Oeko-Tex Standard 100 und Oeko-Tex STeP und bietet Textilherstellern somit die Möglichkeit, Konsument*innen beim Textilkauf mit der Hilfe von nur einem Label sowohl auf gesundheitliche Unbedenklichkeit als auch auf Umweltschutz und soziale Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen.11
Mit dem Global Recycled Standard (GRS) kann der genaue Anteil an Recyclingmaterial in einem Endprodukt erfasst und rückverfolgt werden. Das Siegel darf verwendet werden, wenn ein Produkt mindestens 20 Prozent recycelte Materialien enthält. Außerdem reguliert der GRS die chemischen Zusatzstoffe, stellt Anforderungen an das Umweltmanagement und die soziale Verantwortung der Unternehmen. Im sogenannten „Content Claim Standard“ wird für den GRS unter anderem die Rückverfolgbarkeit der Waren und die Transparenz der Lieferkette definiert. Das Siegel, geführt von der amerikanischen NGO Textile Exchange, hat weit über 1000 Kunden. Es hängt allerdings oftmals nicht am Endprodukt, weil die Firmen nicht ihre gesamte Lieferkette zertifiziert haben.2
Viele große Modefirmen und Textilunternehmen haben ihre eigenen Öko-Programme auf- gesetzt und zeichnen damit einen Teil ihrer Kollektion aus. Dazu gehören Vaude Green Shape, H&M Conscious, Tchibo Gut Gemacht, C&A Bio Cotton oder C&A Wear The Change, Zara Join Life oder die Mango Committed Collection. Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, betrifft aber immer nur einzelne Kollektionen und nicht das ganze Sortiment. Einzelne Aktionen, wie das Cradle-to-Cradle-T-Shirt von C&A werden stark beworben, während das restliche Sortiment konventionell produziert wird. Die Vorschriften sind oft weniger streng als die strengen Öko-Textil-Siegel und es fehlt oft die unabhängige Kontrolle.2 Außerdem verwirrt die Vielzahl an Siegeln die Verbraucher. Verbraucherfreundlicher wäre, wenn sich auch die großen Firmen bei den unabhängigen Textilsiegeln zertifizieren ließen.6
Seit dem Einsturz von Textilfabriken wie Rana Plaza in Bangladesch, bei dem im April 2013 mehr als 1.130 Arbeiterinnen und Arbeiter ums Leben kamen, sind die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ein großes Thema. Hunderte europäische und amerikanische Modefirmen haben sich in den letzten Jahren zu Bündnissen wie „Alliance“ und „Accord“ zusammengetan – seitdem hat sich in etwa der Hälfte der Fabriken in Bangladesch die Gebäudesicherheit verbessert. Die Zahl der Unglücke ist gesunken. Nur die Bezahlung ist kaum gestiegen. Noch immer verdienen die meisten Textilarbeiter*innen keinen ausreichenden Lohn zum Leben. Daher lohnt es sich, neben den ökologischen auch auf die sozialen Textil-Siegel zu achten. Denn nur diese garantieren umfassend die Kernarbeitsnormen der Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO = International Labor Organisation). Dazu gehören zum Beispiel eine faire Bezahlung, Arbeitsschutz, ein Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit und garantierte Arbeitnehmerrechte.2
Laut Greepeace sind die zwei Sozialstandard-Initiativen Fairtrade Textile Production und Fair Wear Foundation besonders empfehlenswert:
Fairtrade Cotton ist seit 2005 auf Baumwoll-Produkten zu finden. Das Label erfüllt faire Arbeitsbedingungen und garantiert den Bauern kostendeckende Mindestpreise für ihre Baumwolle. Für Bio-Anbau zahlt Fairtrade Zuschläge und fördert die Umstellung. Der Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngern ist eingeschränkt, Gentechnik ist verboten. Mit diesem Siegel versehene Textilien müssen zu 100 % aus Fairtrade-zertifizierter Baumwolle bestehen.6
Für die Weiterverarbeitung der Baumwolle verlangt Fairtrade einen Nachweis über die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen, überprüft selbst aber nur die Arbeitsbedingungen im Baumwollanbau.6
2016 hat Fairtrade einen neuen Textilstandard veröffentlicht, der die ganze Lieferkette umfasst – die Fairtrade Textile Production. Das neue Siegel kontrolliert und zertifiziert nach Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen. Kriterien sind unter anderem Löhne zum Leben (mit einer transparenten Übergangsfrist von sechs Jahren), Arbeits- und Gesundheitsschutz, sichere Arbeitsbedingungen und gestärkte Arbeitsrechte. Auch grundlegende ökologische Anforderungen gehören dazu. Ein zusätzliches Fairtrade-Programm unterstützt die Beschäftigten und Fabriken vor Ort. Lobenswert ist auch die detaillierte Information am Endprodukt. Dort steht, ob die jeweilige Firma bereits existenzsichernde Löhne zahlt. Greenpeace kritisiert allerdings, dass nicht die Marken, sondern die Fabriken zu höheren Löhnen verpflichtet werden.2
Bisher gibt es drei Lizenznehmer: Brands Fashion, Melawear und 3Freunde. 2
Die Fair Wear Foundation (FWF) ist eine Initiative von NGOs, Gewerkschaften, Wirtschafts- und Handelsverbänden, bei der Textilfirmen Mitglied werden können. FWF setzt sich für faire Arbeitsbedingungen bei der Textilproduktion ein. Die Organisation ist in elf Staaten in Südostasien, Südosteuropa und Afrika tätig. Ihre Mitgliedsunternehmen, zu denen bekannte Marken wie Jack Wolfskin oder Schöffel zählen, produzieren in zahlreichen Ländern in Europa, Asien, Afrika und Südamerika. Die Fair Wear Foundation trägt mit ihren Sozialstandards maßgeblich dazu bei, das Leben von Textilarbeiter*innen weltweit zu verbessern. Der Kriterienkatalog beruht auf der Menschenrechtserklärung und den Richtlinien der ILO.
Außerdem ist das Label nur unter bestimmten Bedingungen an Kleidung zu finden: Das Unternehmen muss länger als ein Jahr FWF-Mitglied und beim jährlichen Check in die beste Kategorie („Leader“) eingestuft sein, d. h. alle Anforderungen an faire Arbeitsbedingungen weitestgehend erfüllen.6
Inzwischen gibt es mehr als 120 Mitgliedsunternehmen, darunter öko-faire Marken wie Armed Angels, der Schulrucksackhersteller Ergobag, Hess Natur, Grüne Erde, Filippa K, Nudie Jeans, aber auch konventionelle Hersteller wie zum Beispiel der Textildiscounter Takko und die Outdoor-Marke Jack Wolfskin.2
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